Der Netzbetreiber an der Schnittstelle von Markt und Regulierung (Nr. 373) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Der Netzbetreiber an der Schnittstelle von Markt und Regulierung (Nr. 373)

Der Netzbetreiber an der Schnittstelle von Markt und Regulierung

Zusammenfassung

Die Transformation des Energiesystems verändert die Schnittstelle von marktlichem und reguliertem Umfeld. Die Stromverteilernetzbetreiber stehen vor der Herausforderung, vermehrt bi-direktionale und dargebotsabhängige Energiemengen aufzunehmen und effizient in ihr Netz zu integrieren. Neben konventionellem Netzausbau bietet sich hier perspektivisch eine Alternative. Durch eine IKT-basierte Verknüpfung wachsen die Wertschöpfungsstufen immer stärker zusammen und neue Interaktionsmuster entstehen. Diese Aktivitäten werden der marktlichen Sphäre (Smart Market) zugeordnet. Der Smart Market liefert dem Netzbetreiber Anknüpfungspunkte an Lastverschiebungspotenziale von erzeugungs- und verbrauchsseitigen Lasten und damit Möglichkeiten für ein intelligentes Netzkapazitätsmanagement.

Dieser Diskussionsbeitrag beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Netz und Markt und lotet die Implikationen einer Interaktion des regulierten Netzbetreiber mit dem Smart Market aus. Dazu werden zunächst verschiedene Anwendungsfälle für intelligentes Netzkapazitätsmanagement vorgestellt. Diese bedürfen in weiten Teilen noch einer Verankerung im energiewirtschaftlichen Ordnungsrahmen. Die anschließende regulierungsökonomische Analyse prüft, unter welchen Voraussetzungen marktliches Handeln oder konventioneller Netzausbau die vorteilhaftere Alternative zur Bewirtschaftung von Netzengpässen darstellen und eruiert die Konsequenzen für die Anreizregulierung.

Die Abwägung der Alternativen konventioneller Netzausbau vs. Aktivitäten am Smart Market lässt bei nomineller Betrachtungsweise die Schlussfolgerung zu, dass Aktivitäten am Smart Market die ökonomisch vorteilhaftere Option darstellen und eine optimale Netzdimensionierung ermöglichen. Kommt jedoch der Faktor Häufigkeit hinsichtlich der Notwendigkeit von Aktivitäten am Smart Market hinzu, so kippt das Verhältnis ab einem bestimmten Maß an Häufigkeit, das mit dem Dargebot erneuerbarer Energien korreliert.

Im System der Anreizregulierung sind die Wirkungsweisen bei konventionellem Netzausbau relativ klar antizipierbar, während diese für Smart Markets noch ungewiss sind. Weitere Forschungsaktivitäten sollten sich der Frage widmen, inwiefern Anreizinstrumente für die Vermeidung von Netzausbau und damit die Alternative Smart Market bereits im vorhanden Regelungsrahmen angelegt sind und wie mit den daraus resultierenden dargebotsabhängigen und volatilen Kosten regulatorisch umzugehen ist. Dabei kommt der Neutralität der Ausgestaltung der Anreize für beide Alternativen eine hohe Bedeutung zu, um die Entscheidung letztlich allein dem Kalkül des Netzbetreibers zu überlassen.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.

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