Der Einfluss von Next Generation Access auf die Kosten der Sprachterminierung (Nr. 335) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Der Einfluss von Next Generation Access auf die Kosten der Sprachterminierung (Nr. 335)

Zusammenfassung

Die Zustellung („Terminierung") eines Telefongesprächs kann nur durch den Netzbetreiber erfolgen, an den der angerufene Teilnehmer angeschlossen ist. Man spricht daher auch vom Vorliegen eines „Terminierungsmonopols". Deshalb unterliegen die Märkte für Anrufzustellung einer ex-ante Regulierung mit regulierten Entgelten. Bei der Bestimmung der Kosten der Sprachterminierung wird im heutigen Regulierungsrahmen auf die Trennlinie zwischen gemeinsam genutztem Netz und dem Kunden zur alleinigen Verwendung überlassenen dedizierten Anschlussnetz abgestellt. Nur Kosten der Netzelemente, die nicht zum Anschlussnetz gehören - wo also eine Rivalität der Kunden um Netzverwendung vorliegt - sind bei der Berechnung zu berücksichtigen.

Bei den bisher für die Berechnung der Terminierungsentgelte für Telefonie herangezogenen PSTN/ISDN Netzen lag die Trennlinie zwischen gemeinsam im Wettbewerb miteinander genutzten Ressourcen und dem kundendedizierten Teil des Anschlussnetzes in den, üblicherweise bei den Hauptverteilern (HVT) angesiedelten, Konzentrationseinrichtungen des Sprachnetzes. Bei Übertragung des derzeitigen Regulierungsregimes auf moderne Anschlussnetze der nächsten Generation („Next Generation Access" – NGA) ist der Ort dieser Trennlinie („Demarcation Point") nicht mehr fest an einem Ort, sondern er kann je nach Architektur an einer anderen Stelle im Netz liegen. Bei den meisten NGA-Architekturen (FTTH/PON, FTTC, Breitbandkabel) wird der kundenindividuelle Teil des Anschlussnetzes kleiner, sodass im Vergleich zur Situation bei PSTN/ISDN mehr Netzelemente in die Kostenermittlung einzubeziehen wären. Bei FTTH/Point-to-Point hingegen kann sich der für die Terminierungskosten relevante Streckenabschnitt sogar verkürzen, wenn bisherige HVt-Standorte nicht mehr zur Verkehrskonzentration genutzt werden. Bei Passive Optical Networks (PON) ist es u.a. aufgrund der heterogenen Splitterposition in der Praxis besonders schwierig, die Lage des Demarcation Points einheitlich festzulegen.

Um die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Höhe der Terminierungsentgelte abschätzen zu können, haben wir unser WIK-NGA-Kostenmodell erweitert, und für Fibre-to-the-Curb und Fiber-to-the–Home Terminierungskosten eines hypothetischen deutschen Netzbetreibers bestimmt. Dabei zeigte sich im Ausgangsszenario mit Daten und Sprachdiensten auf aktuellem Niveau, dass die Kosten der Terminierung umso höher ausfielen, je mehr Netzelemente des klassischen Anschlussnetzes aufgrund der Verschiebung des Demarcation Points in der Kostenrechnung zu berücksichtigen waren. In Sensitivitätsanalysen zeigte sich jedoch auch, dass sich die Terminierungskosten der verschiedenen Architekturen mit zunehmendem Verkehrsvolumen und -anteil anderer Nicht-Sprache-Dienste immer weiter annähern. Bezieht man IPTV mit ein, werden die Unterschiede zwischen den Architekturen aufgrund des hohen IPTV-Verkehrsanteils in den investitionsintensiven Abschnitten des Anschlussnetzes sogar weitgehend egalisiert. In der vorliegenden Studie diskutieren wir Optionen bei der Vorgehensweise und hinterfragen diese Resultate kritisch.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.

Autoren

  • Dr. Thomas Plückebaum
  • Stephan Jay
  • Dragan Ilic